Ein herzerfrischendes Moin Moin aus der Nähe der Datumsgrenze,
nun, endlich, endlich… ein nächster „kleiner“ Bericht über die vergangene Woche samt absolut erlebnisreichen Wochenende für Euch.
Hat ja man nu n paar Tage auf sich warten lassen, aber wir sind die Woche über busy busy und kommen somit nicht immer sofort dazu die wichtigen Dinge des Kiwi-Lebens (so z.B. Blogeinträge und Photoupload) zu erledigen.
Okay, will ich mich mal an die Chronologie unseres 7 monatigen Urlaubs halten und mit dem 1.April beginnen. Seid glücklich – wir haben es uns verkniffen die bösesten überlegten Aprilscherze nach Europa zu schicken. Wie dem auch sei – kein Aprilscherz ist, dass ich am 1. und 2. April mit Brian die nächste Reise quer durchs Land unter der Mainzealflagge unternommen habe. So flogen wir um kurz vor 7h Richtung Palmerston North, ein kleines und nicht wirklich spannendes Städtchen, das den Ruf einer Studentenstadt hat. Dort schließen sogar die einige Kneipen, wenn vorlesungsfreie Zeit ist. Es ist außerdem die Stadt, aus der Kathryn kommt – und nun versteh ich, warum sie nicht für immer dort bleiben wollte.
Nach einem Meeting mit Mainzeal`ern vor Ort ging es mittags um 13:15h mit dem nächsten Flugzeug nach Christchurch auf die Südinsel. Dort waren Kiwipeter und ich ja schon mal am 5. März und haben zum ersten Mal neuseeländischen Boden betreten, als unser Flieger einen Zwischenstopp Richtung Auckland machte. Dort, wie auch am folgenden Tag vormittags in Wellington, hielt Brian einen Vortrag über die geschehenen Unfälle auf Mainzeal-Baustellen landesweit, über Unfallzahlen des Unternehmens in den verschiedenen Regionen und über Gott und die (neuseeländische Bau-) Welt.
In Christchurch wurden wir am Flughafen von einem recht schlaksig wirkenden Sitzriesen namens Hans (sprich: Hääns) abgeholt, der mich direkt mal mit „Guten Tag, Wilko“ begrüßte. Na, was für eine Überraschung eine deutsche Begrüßung entgegengebracht zu bekommen.
Hans – ein Markenzeichen für Weltenbummlerei, Fleiß, Hochschulabschlüsse noch und nöcher, Sprachen und Freundlichkeit. Kurzum: ein auf Anhieb sympathischer Zeitgenosse.
Er hat es gut mit uns gemeint und uns in einem Hotel sehr gehobener Klasse, dem „The Chateau on the Park“, die Übernachtungsmöglichkeit organisiert. Dort speisten wir nach getaner Arbeit zu Abend und ließen uns einen Appetit auf mehr machenden, neuseeländischen Rotwein kommen.
In einem interessanten Gespräch mit Hääns und Brian erfuhr ich mehr über „mein“ Unternehmen, sicherheitsoperative Überlegungen der Chefetage und natürlich das Leben der Kiwis. Das sagt mir in vielen Dingen schon jetzt sehr und immer mehr zu. Wie lange verbringt wohl der Durchschnitts-Deutsche pro Jahr damit seine Steuererklärung zu schreiben?? Dinge, um die sich Kiwis nicht kümmern müssen, weil das ganze System hier viel simpler organisiert ist. Nicht so bürokratielastig.
Nachdem Brian sich verabschiedet hat und gegangen war, blieb ich noch mit Hans und einer weiteren Flasche des guten Roten, den uns die hübsche Bedienung brachte, am Tisch. Wir erzählten uns munter unsere Lebensgeschichten und fachsimpelten über Möglichkeiten und Grenzen der Sicherheit in allen Belangen.
Eine Bemerkung von ihm, die mir besonders im Kopf geblieben ist und wahrscheinlich immer bleiben wird, ist sinngemäß, dass man die Gräben zwischen verschiedenartigen Völkern am Besten dadurch überwindet, dass man ihre Sprache zu sprechen lernt. Denn, und das sind meine Gedanken dazu, indem man eine fremde Sprache erlernt zeigt man das anfänglich größtmögliche Interesse an der anderen Kultur und geht einen großen Schritt auf sie zu. Dem kann keiner widersprechen.
Nachdem ich die Annehmlichkeiten des Hotels gar nicht richtig hatte nutzen können, trafen wir uns am nächsten Morgen und frühstückten zusammen, bevor Brian und ich nach Wellington weiterflogen. Ein riesengroßes Buffet mit, unter anderem, vielen verschiedenen Südfrüchten brachte meine Geschmacksnerven schon am frühen Morgen auf Hochtouren und sagte mir mal wieder: Neuseeland schmeckt echt gut!
Nach einem zufrieden stellenden Vortrag in der Hauptstadt und dem Wiedersehen mit Steve, dem Sicherheitschef für den Bereich Wellington, mit dem ich auf der ersten Reise viel Zeit verbrachte, ging es 2 Stunden früher als geplant zurück nach Auckland. Somit war mein Arbeitstag schon um 14Uhr vorbei und ich war eine dreiviertel Stunde später wieder zu Haus und konnte meinen frühen Feierabend genießen.
Der anschließende Donnerstag verlief recht ruhig. Ebenso der Freitag, für den wir unsere Herrn Vorgesetzten davon überzeugen konnten, dass es weit aus wichtiger sei die Möglichkeit wahrzunehmen an einem Wochenendtrip in den Norden der Insel teilzunehmen (und dafür um 13.45h mal die Arbeit Arbeit sein zu lassen) als den Freitagnachmittag im Büro zu verbringen. Kann man dem neuwegerslebener und dem friesischen Charme etwas anderes entgegnen als ein: „Natürlich, das ist kein Problem, habt viel Spaß und erlebt eine schöne Zeit“? – Natürlich kann man nicht. Klare Sache.
Und so verließ ich um kurz vor zwei meinen Chefsessel, wechselte die schwarzen Halbschuhe gegen locker-bequeme Turnschuhe, zog das Hemd über den Kopf und stand im lässigen Onkelz-Shirt vor den ganzen Binder-trägern. Ich schulterte den den ganzen Tag im rechten Blickwinkel von mir stehenden Wanderrucksack (Ein Geschenk meines Patenonkels Thomas und seiner Frau Sabine zur Konfirmation; der hat mich schon auf so vielen Reisen begleitet. Nun auch nach und durch Neuseeland), wünschte allen mit einem breiten Grinsen im Gesicht das obligatorische „good weekend“ und traf mich draußen vor der Tür mit Kiwi-Peter, der dort schon auf mich wartete.
So liefen wir wie zwei Landstreicher die Queenstreet runter. Auf der Suche nach 2 Flaschen guten Weines für das bevorstehende Wochenende, wurden wir in einem „Liquor-Shop“ fündig. Man muss dazu wissen, dass hier nicht jeder kleinste Kiosk und Supermarkt die Erlaubnis dazu hat, alkoholische Getränke zu verkaufen. Nicht so wie in dem alkoholverseuchten Deutschland, in denen es dem Anschein nach ja doch trotz Gesetz vielen (nicht allen!!) egal ist, wie die Teenies sich mit Alkohol dummsaufen.
Am Treffpunkt angekommen, trafen wir einige Leute wieder, die wir schon von der Ostertour kannten. So einige Brasilianerinnen, Rudolfo aus Venezuela und Marina aus der Nähe von Nürnberg. Wiedersehen macht echt Freude – ist nicht nur ein lapidarer Spruch, wenn es um das Verleihen von Dingen geht. Bekannte Gesichter in einer fremden Stadt wieder zu sehen ist ein gutes Gefühl. Und noch mehr mit diesen die nächsten Tage in Neuseelands einmaliger Natur zu verbringen. Denn die hat es mir mehr als angetan!
Auf der Fahrt hoch in Richtung Norden (die einzig wahre Himmelsrichtung), verlief natürlich nicht ganz ohne Stau, jedoch war es nicht so schlimm, wie an dem Oster-Wochenende, wo gefühlt ganz Auckland die Stadt verließ. Unser Busfahrer, Grand, der einen recht organisierten Eindruck machte, selbstbewusst und geradlinig seine Ansagen machte, dabei aber die Höflichkeit nicht aufgab, fuhr `nen sicheren Reifen und legte hin und wieder einen Stopp auf der ca. 3,5-stündigen Fahrt zum Bagpacker-Hostel ein.
Während einer Pause aßen wir in einer amerikanischen Schnellrestaurantkette, deren Markenzeichen ein nicht wirklich witziger Clown ist, einen „Kiwi-Burger“. Hieß wirklich so und ist – logisch – auch nur hierzu Lande zu bekommen. Ich habe mich dazu entschlossen, dass es mein letzter Burger aus dieser Art „Restaurant“ für dieses Jahr gewesen sein soll. Die machen nicht länger als eine halbe Stunde satt, sind dermaßen fettdurchtränkt und widersprechen meiner Überzeugung von gesunder Ernährung.
Unterwegs schlief ich noch ein bisschen im Bus, da die Nächte zuvor nicht die Längsten waren und ich das übrige Wochenende ja ausgeruht genieße wollte.
So ging die Fahrt über kurvige Landstraßen (Autobahnen gibt es nur in und um Auckland, Christchurch und Welly drumherum), über Hügel und durch Täler, durch Waldstücke und über Freiflächen entlang der Eastcoast.
15 Minuten vor unserer Ankunft am Hostel, wurden wir Zeugen eines vor ungefähr einer Minute verunglückten PKW, der auf dem Dach liegend zerschrottet auf der Fahrbahn lag.
Ohne mich in irgend einer Weise in den Mittelpunkt stellen zu wollen, das würde ich mir nicht anmaßen, war ich der Einzige aus unserem voll besetzten Bus, der die Situation erkannte und wusste, was zu tun war. Feuerwehrs sei Dank! Dennoch hätte ich gerade von den Erwachsenen Mitfahrern mehr erwartet, sehr viel mehr. Wenn schon kein Wissen, dann doch wenigsten die Bereitschaft zur Hilfe. Was solls, Idiotie kennt keine Grenzen – ein Beweis mehr lieferte dieser Freitagnachmittag.
Dennoch muss ich mir ganz klar auch eigene Fehler zuschreiben, die mir zwar nicht zum Verhängnis wurden, dennoch im worst-case Schlimmeres hätten zur Folge haben können.
Der Verkehr war zwar schon zum Stehen gekommen, jedoch hätte die Straße besser abgesperrt werden müssen. Die beiden vorhandenen Feuerlöscher, sowie den Verbandskasten (ich nehme an, im Bus war einer) habe ich nicht mit zur Unfallstelle genommen (Fehler!), dafür jedoch als Ruhe bewahrender Ersthelfer die verunfallte Frau zusammen mit einer anderen Frau, die zum Wagen geeilt war, aus dem PKW befreit und versorgt bis Feuerwehrs und Rettungswagen eintrafen. Der Mann, dem ich die Aufgabe erteilte einen Notruf abzusetzen, ist dem soweit nicht nachgefolgt, was mich im Nachhinein verärgert hat. Penner!
Aber irgendjemand anderes wird es gemacht haben. Selbst absetzen konnte ich ihn nicht, da ich keine Ortskenntnisse hatte, somit keine Straßennamen o.ä. wusste und außerdem mit der Erstversorgung beschäftigt war. Die junge Frau Ende 20 telefonierte zudem mit meinem Telefon, da sie Ihre Familie verständigen wollte.
Ihr ist nicht wirklich viel passiert – dem benutzten Anschnallgurt und Airbag sei Dank. Ohne Gurt, hätte sie ohne Weiteres eine weitere Unfalltote auf den Straßen dieser Erde sein können.
Da nun die physische Erste Hilfe nicht so viel Zeit in Anspruch nahm, versuchte ich mich mit dankbarem Gedanken an die Lehre von Frau Prof. Beerlage in psychischer Erster Hilfe – auf englisch wohlgemerkt, was in der Situation doch noch eine Barrikade darstellte, da diverse „missing words“ meinen Wortschatz prägten. Naja, war in der Situation auch nicht zu ändern.
In Ihrer Handtasche fand ich noch ein Bild ihres Babys, der Rahmen war gesprungen, das Bild jedoch heile. Vielleicht projizierbar auf die ganze Situation: Mensch heile, Material zerstört.
Besser so als andersherum.
Nach kurzer Weiterfahrt erreichten wir unser 5*-Hotel für die kommenden 2 Tage: Ein Bagpacker-Hostel, wirklich schön eingerichtet mit großem Aufenthaltsraum inklusive Kickertisch!! Kickern worldwide – die Gelegenheit sollte nicht lange auf sich warten lassen!
Kiwi und ich teilten uns mit einem älteren Ostberliner und einem leider nahezu gar nicht englischsprechenden Asiaten ein Viererzimmer, dessen Glasfront, die von Fussboden bis zur Decke ging, sehr an ein Terrarium für exotische Tiere ähnelte. Ihr seht wieder die Parallelen zu meinem Schreibtisch bei Mainzeal.
Abends gingen wir alle zusammen in das benachbarte „The Salty – Cafe and Bar“, wo wir 2 Gläser NZ-Bier zum Preis von einem bakamen. Nach einem lustigen Abend und auch sehr langen Tag, ging ich irgendwann ins Bett. Peter kam 10 Minuten später ins Zimmer und wollte eine Flasche Wein holen. Ich schlug im Halbschlaf vor runter zum Strand zu gehen. Er wiederum fragte die anderen, die die Idee auch gut fanden und so stand ich wieder auf und wir gingen alle zusammen 100 Meter die Straße entlang und waren am Wasser. Herrliches Meeresrauschen, das Brechen der kleinen Wellen am Ufer, sowie das Rascheln der aufeinander scheuernden Muscheln waren wie einzigen Geräusche, die man hörte. Naja, und unsere Lachen.
Am Strand entlang schlendernd sammelte ich eine Hand voll Muscheln und erkannte einige Sternenbilder wieder. Diese waren allerdings etwas verzogen gegenüber dem Bild, wie ich sie aus Europa kannte. Eine schöne Atmosphäre in einer lauen Spätsommernacht mit vielen Segelbooten in der Bucht vor uns. So lässt sich das Leben wohl aushalten!
Um 1.30h gingen wir dann wirklich ins Bett – mit nassen Füssen und Sand zwischen den Zehen.
Da schlafen ja eh generell überbewertet wird, standen wir Samstag um 6Uhr schon wieder auf und gingen in den Aufenthaltsraum, wo das Frühstück aufgetischt war: Müsli, Yoghurt, Toast und lauter süßes Zeug als Aufstrich.... Mit Käse, Wurst, Frischkäse oder sogar nem Klumpen Mett haben die es hier nicht wirklich. Ist halt auch ganz schön teuer.
Um 7.15h ging es pünktlich los, weiter Richtung Norden. Während viele - sogar die ich nenn es mal verbal-temperamentvollen (kurzum redefreudigen ) Südamerikaner - noch eine Mütze Schlaf gebrauchen konnten, beobachtete ich von Minute zu Minute blinzelnd den Sonnenaufgang über den Bergen. Um halb neun stiegen wir in einen anderen Bus um, der uns bis zum Cape Reinga bringen sollte. Ab nun blieb ich die ganze Zeit über wach um alles zu sehen. Auch setzte ich mich nach vorne zu dem Busfahrer, der ein Original eines Kiwis war, um bisschen mit ihm reden und ihn über alles Mögliche ausfragen zu können.
Auf unserer Fahrt legten wir noch einige kürzere Stopps ein, unter anderem in Kaori Kingdom, wo eine ländliche Holzwerkstatt mit großem Souvenirverkauf war. Sogar Briefkarten aus Holz gab es dort.
Vorbei an Wiesen, Feldern, Bambus gesäumten Straßenrändern, kleinen und großen Avocadoplantagen, über Hügel und Berge, vorbei an Kühen und Schafen passierten wir irgendwann die letzte Tankstelle im Norden Neuseelands. Die Situation erinnerte mich daran, wie ich zum ersten Mal in Schweden den nördlichen Polarkreis überschritt. Mit dem Unterschied, dass in Schweden noch etliche Kilometer bis zum nördlichsten Punkt zurückzulegen sind. Neuseeland ist da ja etwas kompakter und auch nicht ganz auf gleichem Breitengrad gelegen, so dass der nächste Polarkreis wohl auch der südliche ist.
Unser Busfahrer erzählte, dass auf der Straße, die wir entlangfuhren vor ein oder zwei Jahren ein PKW verunglückte und sich ein Buschfeuer entzündete. Da dort oben wirklich gar nichts ist (bis dato auch nur ein kleiner Weg, keine ausgebaute Straße) beschlossen die Behörden das Feuer einfach mal Feuer sein zu lassen. Es brannte somit einige Tage und verlosch von selbst, bzw. durch einsetzenden Regen. Heute sieht man noch immer die nicht begrünten Flächen, die durch das Feuer zerstört wurden. Aber wo niemand ist, wird es nur einige Zeit dauern, bis alles wieder grün und verwachsen ist.
Weiter ging es auf der Schotterpiste durch diese zeitlose Gegend an einen kleinen Platz, Tapotupotu genannt, der ein paar Sitzbänke für unsere Mittagspause bereithielt. Wir aßen die schon zur Gewohnheit gewordenen, lecker belegten Sandwiches, bevor ich mich mit einer Tasse Geschmacksnerven verstümmelnden Instant-Kaffee`s an den Strand begab und barfuss am Ufer entlanglief. Wirklich ein herrlich ruhiger und idyllischer Ort.
Davon, dass Neuseeland jedoch im Bezug auf romantische Natur noch immer eine Schippe drauflegen kann, wurden wir Zeugen, als wir unser Ziel erreichten: Das Cape Reinga! Endlose Weite, 360Grad um uns herum ein visueller Orgasmus. Ein Gefühl, als ob hier das Paradies einen Platz zum Verweilen gefunden hätte. Wer dort nicht den wohlriechenden Duft von unendlicher Freiheit bemerkte, wird sie wohl nirgends finden, fühlen und erleben können. Wenn ich den bescheidenen Wunsch äußern dürfte, wünschte ich mir, dass diese Freiheit ein jeder mal erleben sollte!
Dort oben auf dem Berg haben wir auch noch eine richtig lustige Photosession gemacht, bei der richtig, richtig, richtig tolle Photos entstanden sind! Einige davon findet Ihr hier im Blog, auf die anderen könnt Ihr Euch freuen – die gibt es, wenn wir wieder zurück nach Deutschland kommen sollten. Fliegend über Neuseeland sag ich nur!
Anschließend wanderten wir einen kleinen Pfad direkt an der Klippe bis an die Spitze hinab, wo ein schneeweißer Leuchtturm sein Licht auf die sich vor ihm vereinigenden Meere Tasmanische See und Pazifik warf. Hat meine romantische Ader, die ja nicht ganz unausgeprägt ist, total getroffen.
Für weitere Photos, die wir dort von uns gegenseitig machten, habe ich mich zu einem Handstand am Leuchtturm hinreißen lassen… Der erste meines Lebens. Zwar steht meine Welt ja von Zeit zu Zeit mal Kopf, aber nicht so! Sah wohl auch nicht ganz elegant aus, aber ich stand kopfüber am Leuchtturm.
Neben dem Leuchtturm stand ein schöner Wegweiser mit Schildern, die 360Grad ringsum in alle Welt zeigten: London, Sydney, Neuwegersleben, Paris und Obenstrohe. Die Weltstädte eben. Dumme Touristen haben sich jedoch einige dieser Schilder als Souvenir abgebrochen und mitgenommen…
Nachdem wir uns alle wieder am Bus trafen, fuhren wir weiter. Ganz kurios: Dieses Mal nicht über eine Straße, sondern direkt in einem kleinen Flusslauf mit sandigem Grund. Das Wasser spritzte teilweise höher als der Bus! Wir hielten an einer großen Sanddüne, wo schon einige Menschen waren, packten aus dem Kofferraum des Busses Boards aus und liefen die Düne hoch. Oben angekommen zwar etwas aus der Puste, aber wiedermal mit einem herrlichen, vor uns liegenden Ausblick, legten wir uns bäuchlings auf die Boards und fetzten die Düne runter.
Kiwi-Peter war einmal so schnell unterwegs, dass es ihn bis auf unsere „Straße“ – den Bachlauf fort trug! Spaß pur! Den Sand im Schlübber bemerkte man ja erst später.
Wenige Minuten Weiterfahrt brachten uns zum nördlichen Ende des 90-Mile-Beaches. Eine Verarschung – denn dieser ist in Wirklichkeit „nur“ 64 Meilen lang. Den Grund für diese Fehlmessung weiß ich leider nicht mehr. Dennoch: Strand, so weit die Sicht reicht!
Und jetzt kommts: der Strand, der zwischen 50 und 100 Metern breit ist, ist eine offizielle Straße, ein Wanderweg, Angel- und Campingplatz, sowie Start- und Landebahn zugleich.
In Behörden-Deutschland nie denkbar so etwas zu erlauben.
Unser Kiwi-Busfahrer erzählte, dass es ein sehr beliebter Platz ist, um Weihnachten zu feiern.
Gut vorstellbar!
Baden durften wir dort trotzdem nicht, da es im Notfall keine Möglichkeit gab, einen Rettungshubschrauber zu erreichen – kein Funknetz. Solche Situationen machen einem erst einmal wieder bewusst, wie verkabelt und vernetzt die Welt ist, in der wir leben.
Entlang dieser ungewöhnlichen Straße fuhren wir wieder nach Süden, bis wir vom Strand „abbiegen“ mussten und über befestigte Straßen (wie die Waipapakauri Domain Road, um mal einen typischen Straßennamen zu nennen) zu unserer Unterkunft gelangten. Zuvor hielten wir jedoch noch an dem an der Westküste gelegenen Kaori Forrest – ein erhalten gebliebener Urwald mit Bäumen, die leicht übertrieben einen so großen Stamm-Umfang hatten, dass man glatt einen Tagesausflug um sie herum hätte unternehmen können. Nein, im ernst – es war beeindruckend zu sehen. Und: diese Baumart wächst kerzengerade in den Himmel, weshalb sie leider auch zu einem sehr beliebten und begehrten Objekt für industrielle Zwecke wurden.
Was mir auf der Rückfahrt auffiel, waren die vielen toten Opossums auf der Straße, denen es in Australien wohl nicht mehr gefallen hat und die sich seit einiger Zeit auf Neuseeland ausbreiten. Das ging sogar soweit, dass die Regierung einige Zeit lang Kopfgeld bezahlte. Man konnte die toten Tiere dann einfach bei der nächstgelegenen Polizeistation auf den Tresen legen und sich ein Taschengeld ausbezahlen lassen. Sachen gibt’s.
Mein Herz, das natürlich immer noch und sowieso lebenslang für Grün-Weiß schlägt (Grüße an dieser Stelle Richtung Gelsenkirchen) bemerkte natürlich auch die Verkehrsschilder: weiß auf grünem Hintergrund!
Die Neuseeländer achten halt auch darauf, dass die schöne Landschaft nicht zu sehr durch Verkehrsschilder zu einem Schandbild verkommt. Weiß auf Grün ist zwar sichtbar, sticht aber auch nicht zu sehr heraus.
Kurz vor der Ankunft am Bagpacker-Hostel gingen wir noch für das BBQ am Abend einkaufen – natürlich lauter gute Dinge. Vor dem Essen legte ich noch eine Stunde Sport ein und ging entlang der Bucht mit kubanischer Musik im Ohr joggen. Entspannung pur!
Nach einer kalten Dusche fühlte ich mich wie ein neuer Mensch und war mehr als hungrig auf das Hähnchen, sowie die Meatballs auf Toast. Ein neuseeländischer Rosé und ein gutes, interessantes Gespräch mit unserem Busfahrer über das Drogenproblem des Landes und die Droge „P“ rundeten den Abend ab und gaben mal einen Einblick in die dunkleren Seiten des Landes.
Später, nachdem ich noch einige 1-$-Münzen auftreiben konnte, forderten Kiwi-Peter und ich die Jungs am Kicker und… gewannen natürlich alles. Ich habe die Goldjungz-Kicker-Ehre aus den Abwehrreihen hochgehalten, während Peter die Sturmreihen heiß laufen ließ.
Sonntag hatten wir etwas mehr Zeit, bevor es losging. 7.45h war Aufstehen angesagt und ein wieder mal gutes Frühstück im Aufenthaltsraum ließ den Tag gut beginnen.
Wir begaben uns nach dem Auschecken auf die lange, lange Busfahrt rüber zum Anleger. Geschätzte 500 Meter ließen den Motor nicht mal warm werden. Hauptsache faul Bus fahren, nene… Am Anleger machten wir Bekanntschaft mit Glen, einem braungebrannten Kiwi und Skipper, der uns die Bay of Islands segelnderweise zeigen wollte.
So fuhren wir auf einem ca. 12-14 Meter langen Segelschiff bei strahlendem Sonnenschein hinaus in die Bay of Islands. Schon der Name verspricht ja nicht gerade wenig, aber hierbei kann ich nur sagen: Bilder sagen mehr als (weitere) 1000 Worte!
Nach der ersten Strecke, die wir mit Hilfe des Motors zurücklegten, setzten wir die Segel und glitten geräuschlos zwischen den Inseln über das Wasser.
Glen überließ uns das Steuern und so erreichten wir nach einiger Zeit in leichtem zick-zack-Kurs einen herrlich hellen Strand, vor dem wir vor Anker gingen. Kiwi-Peter und ich ließen es uns natürlich nehmen, sprangen von Bord in das klare Wasser und schwammen zur Insel rüber. Das war so ein richiges Robinson-Crusoe Eiland.
Es ist wohl nicht das erste Mal, dass ich in diesem „kleinen“ Wochenendbericht von einer einmaligen Aussicht schwärme – doch es ist mal wieder Zeit dafür es zu sagen. Und sobald Ihr die Bilder seht, werdet Ihr verstehen, warum. Vom Berggipfel eine Bilderbuchaussicht, wie ich sie noch nie erlebt habe...
Einer einstündigen Erkundung der Insel, auf der wieder Photos entstanden, die wir unsern Enkelkindern sicher mal zeigen werden, folgte eine Lunchpause am Strand. Beim Wandern über die Insel sanken wir knietief in das Gras ein, ließen uns die Sonne schön auf den Bauch scheinen und genossen das Leben in vollen Zügen. Nach einem kleinen Kajakausflug, den ich mit einem Schweitzer durch die Bucht unternahm, gingen wir wieder an Bord des Segelschiffes… und wieder runter. Zeit für Flachköbbbaaaah! Neuseeland ist zwar nicht Korsika, aber ebenso dafür geeignet *g*.
Auf dem Rückweg zum Anlieger schwenkte das Wetter in Küstennähe kommend um, so dass der brennende Sonnenschein, der uns richtig Farbe geben sollte, in nieselregnerisches Wetter umschlug. Die Südamerikaner waren das nicht wirklich gewohnt und verkrochen sich nach den ersten Tröpfchen unter Deck. Uns hingegen tat die Abkühlung ganz gut, denn die Sonne machte sich nicht gerade kühlend auf der Haut bemerkbar.
Unsere Hautfarbe ist auch schon dunkler geworden, aber vor Braun kommt Rot - und das haben wir an dem Tag ordentlich mitgenommen. Ich könnt glatt als Erdbeere durchgehen... Peter macht währenddessen einen auf Tomate und zusammen sind wir die Kirschen der Nordinsel.
So ging ein langes und erlebnisreiches Wochenende seinem Ende zu und wir kamen wohlbehalten und voller schöner Erinnerungen zurück nach Auckland.
Für unserer Feuerwehrverrückten ein paar Fotos von der Landesfeuerwehrschule in Rotorua und von meiner Arbeitsstelle:
Und nun endlich ein paar Fotos von vom letzten Weekend: Bay of Islands, Cape Reinga, etc.