Liebes Tagebuch…
Hehe, nein… denkt nichts Falsches. Doch es ist mal wieder Zeit für eine kleine Lagemeldung aus Aotearoa. Da ich gerade herrlich darüber lachen musste kommt das Zitat des Tages mal gleich an den Anfang:
„I think we are welcomed. But it was not a peaceful welcome.” George W. Bush on the reception of American forces in Iraq. *g*
Im Gegensatz dazu wurden wir hier in Neuseeland ja durchaus herzlich und friedvoll begrüßt. Mag vielleicht daran liegen, dass wir keinen Krieg sondern neuwegerslebener Charme und friesisches Charisma in die Welt tragen… Und doch: Es gibt sie – die freundlichen Amerikaner! Alles andere wäre ja auch ein Vorurteil das seinesgleichen suchte. Als lebens- und abenteuerlustig haben wir vor ein paar Tagen, nämlich letzte Woche Freitag (um mal geschickt den Übergang von dem Meist-Land zum neuseeländischen Geschehen überzuleiten) zwei Amerikaner kennen gelernt. Einer von ihnen wohnt mit der jüngeren Tochter von Rose, Annabell, in einer WG in Dunedin auf der Südinsel und beide studieren dort ein Semester als Exchangestudents. Da man hier auch während des Semesters mal eine Woche frei hat (warum auch immer…), sind sie zu dritt nach Auckland gekommen.
Aber um die Chronologie unseres siebenmonatigen Urlaubs nicht durcheinander zu bringen (und Euch nicht zu verwirren) von vorn:
Am vergangenen Freitag (18.April), waren wir mal wieder in Gedanken schon von morgens, 7.30Uhr, im Wochenende. Wurde ja auch Zeit nach einer der wenigen 5-Tage-Wochen, die wir hier arbeiten mussten. Bisher haben ja diverse Feiertage dafür gesorgt, dass die Arbeitswochen nicht all zu lang ausfielen. So übrigens auch die aktuelle, hehe. Freitag werden wir nicht um 6Uhr aufstehen, werden nicht auf den unpünktlichen, überfüllten Bus warten und wir werden nicht zur Arbeit gehen müssen! Wie siehts mit unseren SGA-Praktikanten in Deutschland aus?? *g* Ich hoffe Euer Tag wird nicht all zu lang, wenn wir schon auf dem Weg gen Süden zu Kathryns Geburtstagsparty sind *g*.
Nachdem Brian in Gedanken versunken am Freitag um 16Uhr schon aus der Tür gegangen war, kam er kurz darauf noch mal zurück, um mir ein schönes Wochenende zu wünschen. Das war der Startschuss: als er aus der Tür war brachte ich meine angefangene Arbeit zu Ende, packte meine Sachen und ging in den Aufenthaltsraum, wo die Mainzealer jeden Freitag noch ein Bier oder Wein miteinander trinken, quatschen und sich dann alle ins Wochenende verlaufen. Dort unterhielt ich mich mit ein paar Kollegen, die ich vorher noch nie sah und wurde prompt dazu eingeladen mal mit denen zu einem Rugbymatch zu gehen. Aber gerne doch! Mal sehen, wann daraus was wird.
Paul, ein sympathisch-ruhiger Engländer und Safety Manager für die Region Auckland fragte mich, ob ich im Mai mal ein wenig mit ihm raus fahren wolle, um die Baustellen zu begehen und dort zu arbeiten. Das lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen, denn jede Minute weniger hier am Schreibtisch ist eine gute Minute.
Zu Hause und damit auch endgültig im Wochenende angekommen erwarteten mich Kiwipeter, Rose, Kathryn, Annabell, eine Freundin von Rose mit ihren Kindern und die beiden Jungs aus den Staaten, die glaube ich Connor und Tom heißen. Volles Haus somit und jede Menge Trubel. Ich ging nach ein wenig Plauderei erstmal zwei Runden im durch den Mondschein ausgeleuchteten Park joggen und genoss die Ruhe.
Annabell (den Namen muss man sich genau so wie Lagrange einfach mal auf der Zunge zergehen lassen) kochte derweil für alle Nudeln mit Käse-Sahne-Souce, die ich mir kalt schmecken ließ, nachdem ich zurück war.
Wir beschlossen den Abend alle zusammen in die Stadt zu gehen und auf den Tanzflächen dieser Welt ne heiße Sohle hinzulegen. So machten wir uns alsbald fertig und fuhren gegen 21Uhr mit dem Bus in die Stadt, wo es in Strömen zu regnen begann. Unserer guten Stimmung konnte das jedoch nur wenig anhaben. An der Haltestelle trennten wir uns erst einmal, da Kiwipeter und ich noch ein paar Leute aus einem Backpacker in der Queenstreet abholen wollten. So tauschten wir Telefonnummern aus, um uns später mit den anderen dreien verständigen zu können, wo die abgeblieben sind. Mit den Backpackern zogen wir wieder los Richtung Hafen, wo jemand einen guten Pub mit Live-Musik kannte. …Und wen sahen wir, als wir dort reingingen? Genau: Connor, Tom und Annabell. Ohne uns abzusprechen, trafen wir die drei dort also schon nach kurzer Zeit wieder, verbrachten die Nacht bei richtig guter Live-Musik auf der Tanzfläche und tranken nicht nur ein Glas kaltes Kiwi-Bier.
Auf dem Rückweg trafen wir an der Bushaltestelle noch Livio (Schweizer), Sarah (Schwedin) und Robin (Deutscher), die wir während des Oster-Wochenendtrips kennen gelernt haben und alberten unterhielten uns bisschen mit denen, bis der Nachtbus abfuhr.
Samstag früh, nachdem „Schlaf“ mal wieder zum Fremdwort wurde, wachten wir um 9.20Uhr auf. Eine halbe Minute später stand Annabell auch schon im Zimmer und fragte, ob wir Rührei auf Toast mit Bacon wollten. Zu so einem Frühstück sagt man ja nicht nein, ne!
So frühstückten wir dann alle zusammen bei herrlichem Sonnenschein auf der Terrasse. Auch Rose war derweil erwacht und setzte sich zu uns. Sie war den Abend zuvor auch aus und war pünktlich um „quarter past“ wieder zurück.
Nachdem wir den Tag so schön begonnen hatten, setzen wir uns mit 10 Karten und diversen Flyern an den großen Esstisch und überlegten, was wir denn am Wochenende anstellen wollten. Heraus kam Folgendes: Schnell die 7 Sachen gepackt, mit Robin in der Stadt getroffen, Auto gemietet und ab in den Linksverkehr Richtung Westküste gestürzt. Wir bekamen für 45$ pro Tag einen Toyota Corolla, der in den folgenden Stunden einiges aushalten musste. Das erste Etappenziel, Titirangi im Südwesten von Auckland, haben wir mehrere Male verfehlt, da uns die Straßennummerierung doch nicht so ganz zusagte. Da sowieso nichts über Spontaneität geht, wurde das Ziel kurzerhand über den Haufen geworfen und wir steuerten Muriwai Beach an der Westküste an. In der Gegend, so erzählte mir Brian, gebe es schöne Wanderwege und jede Menge zu sehen, was sich auch bewahrheiten sollte.
Wir parkten das Auto und gingen an der Küste und den Klippen spazieren, weiter auf einen Berg hoch, von wo aus man auf die stürmische Tasman Sea mit 4-5 Meter hohen Wellen blicken konnte. Der Strand war aus ganz dunklem Sand und seine Dünen sahen recht urig aus. Nach einiger Zeit machten wir dort oben auf dem Berg auch Bekanntschaft mit dem, was wir zu Hause „nordisches Schietwetter“ nennen. Es begann zu regnen und ich sah sicherlich aus wie ein richtiger Volltrottel-Tourist: Turnschuhe, kurze Hose und nass geregnet. Ich habe mir nichts draus gemacht, jedoch den Entschluss gefasst mal wieder etwas Geld in Jack Wolfskin-, Kathmandu- oder The North Face-Kleidung zu investieren. Kann nie verkehrt sein, schon gar nicht, wenn wir im August und September die sechswöchige Neuseeland-Challange vor uns haben.
Auf der Weiterfahrt Richtung Helensville im Norden, wo wir uns in einem Backpacker für die Nacht einquartieren wollten, kamen noch des Öfteren Witze wie „Setz mal den Blinker“ oder „Mach mal den Scheibenwischer an“, da in den Autos echt alles verkehrt herum ist. (Blinker setzen = Scheibenwischer an, Scheibenwischer an = Blinker setzen…) So ist es mir dann auch während ich fuhr ab und zu passiert, dass ich zum Schalten in die Fahrertür griff – eben an meine rechte Seite, wo sonst immer der Schaltknüppel zu finden war.
Wir hatten viel zu lachen, erst recht, als es Kiwipeter nach dem Wenden passierte, dass er als Rechtsabbieger auch auf der rechten Spur (und damit auf der des Gegenverkehrs) stand oder als ich ebenfalls nach dem Wenden auf einer Dorfstraße unbeabsichtigt auf der rechten Seite weiterfuhr. Ansonsten lief alles wie geschmiert und wir erreichten Hellensville. Nach kurzer Zeit fanden wir auch das Backpacker, in dem wir übernachten wollten. Ein wirklich schönes Haus mit einem überaus freundlichen Hausherrn, der uns jedoch kein Zimmer anbieten konnte – alles belegt. So ging es auf seine Empfehlung hin weiter Richtung Norden nach Kaukapakapa (ein wahrer Zungenbrecher, der uns diverse Minuten einfach nur zum Lachen brachte. Versucht mal den Namen schnell auszusprechen!), wo die einzige Unterkunft jedoch ein Hotel zu sein schien. Nichts für uns und da wir freie Menschen in einem freien Land sind zogen wir es vor die Suche nach einem Backpacker fortzuführen. Wir entschlossen uns an der Ostküste unser Glück zu versuchen (an dieser schmalen Stelle Neuseelands, die ungefähr 25Kilometer misst, gibt es nur zwei Straßen Richtung Norden: Eine an der West- und eine an der Ostküste) und wurden in Orewa fündig. Dort bekamen wir ein Dreierzimmer für 23$ pro Person inklusive Bettwäsche (diese kostete nur einen Dollar extra!)
Wir gingen, nachdem wir unsere Sachen ins Zimmer stellten, in die Gemeinschaftsküche und bereiteten unser Abendessen zu, zu dem ich unterwegs 2 Zwiebeln, eine Tüte frischer Pilze und Cous Cous einkaufte. Gesättigt setzen wir uns dann in unser Zimmer, unterhielten uns, machten Witze und ich schrieb ein wenig von dem Erlebten auf ein Stück Pappe auf.
Nach 3 Nächten mit jeweils nicht mehr als 6 Stunden Schlaf war ich so müde, dass ich mit Kleidung und aufgesetzter Brille auf dem Bett liegend gegen halb elf einschlief. Die Brille hat Kiwipeter mir noch abgenommen, bevor auch er ins Bett ging. Irgendwann nachts wachte ich in unserem kleinen Zimmer auf, in dem sich nicht unbegründet das Aroma eines Pumakäfigs verbreitet hatte. Also: Fenster auf und weiterschlafen bis 8Uhr morgens.
Nach einem Spaziergang ins Dorfzentrum und dortigem Frühstück in einem kleinen Cafe (mit Meer in Sicht- und Hörweite) machten wir uns auf den weiteren Weg Richtung Norden, da wir auf der am Örtchen Sandsplit gelegenen Halbinsel, dem Scandrett Regional Park, wandern gehen wollten.
Nach herrlichen Stunden im Grünen, mit klettern auf Bäumen, Pause auf einer Bank mit dem Ausblick vom Berg über die Bucht und einige Inseln, dem Schlendern über kleine Pfade, durch das Gras und einem richtigen Hobbit-Gefühl gelangten wir wieder zu unserem Ausgangspunkt. Hungrig wie wir nun waren, kehrten wir in einem kleinen Dorf in ein Restaurant ein und bestellten für jeweils 18$ Pizzen, die keiner von uns aufzuessen schaffte.
Eltern, macht Euch keine Sorgen, wir sind nicht erkrankt! Es war einfach nur richtig, richtig VIEL!! …und lecker!!
Anschließend ging es wieder los Richtung Aucks, wo wir kurz nach unserer Ankunft die Mutter und Schwester von Kathryn kennen lernen sollten. Sie kamen nach Auckland, da Kathryn am Montag Geburtstag hatte und sie mit uns reinfeiern wollten. Ein weiteres Mal volles Haus in der 11 Blackett Cres. Wir stellten die Sofas im Halbkreis vor den Kamin, in dem mehr wegen der Gemütlichkeit als wegen Kälte ein Feuer loderte, stießen mit Sekt auf Kathryn an und unterhielten uns. Zwar wurde nicht gesungen, dafür aber umso mehr gelacht!
Gestern, Montag, nach der Arbeit kauften wir noch einen Strauss Blumen und gaben ihr diesen zusammen mit einer selbst gebastelten Karte, worüber sie sich ihren großen Augen nach zu urteilen riesig freute!
Kiwipeter und ich blieben zu Hause und genossen den ruhigen Feierabend, während die anderen in ein Restaurant gingen. Er bearbeitete noch diverse Photos für Euch und ich machte Abendbrot: Dickbelegte Wraps mit viel Salat, Gurken, Tomaten, Paprika, Käse und Smoked Chicken. Da Essen ja generell was Gutes ist, beende ich diese Lagemeldung mal damit.
Seid gegrüßt, gedrückt, geknutscht und umarmt (bitte jeweils das Passende auf sich beziehen – es ist für jeden was dabei) und passt fein auf Euch auf.
Eure Kiwis Peter & Wilko
PS: Es gibt zwar keine „Onken’s“ auf Neuseeland, dafür aber eine Firma, die „Wilko Constructions“ heißt! Kein Witz! Wahrscheinlich wird diese bald Mainzeal aufkaufen, hehe…
Dienstag, 22. April 2008
22.4.2008 home sweet home
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0 x hat sich jemand bequemt was zu schrieben.TOP!:
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