- Bitte nicht übersehen: Es gibt 2 neue Blogeinträge nacheinander!! Viel Spaß beim Lesen -
Long, long time ago, I can still remember…
Nein, der Blog ist kein Platz für Rezitierungen von Madonnas Liedtexten. Dabei bleibts auch. Gute Nachricht Nummer 1: Ja, wir leben noch! Auch wenn ja nun schon eine ganze Zeit lang nichts Neues mehr hier im Blog von uns zu lesen war.
Gute Nachricht Nummer 2: Wieder einmal haben wir richtig tolle Tage erlebt. Soll ich sagen „quod erat expectandum“? Nein, jedoch haben wir jeder außerhalb Aucklands wirklich tolle und erlebnisreiche Tage verbracht. Kiwipeter ja sogar außerhalb paradise-New-Zealand. Gut für Euch wenn Ihr gerne lest denn über unsere Reisezeiten gibt es natürlich zwei verschiedene Blogeinträge.
Während er in das Land flog, wo mindestens genauso oft „Bula Bula“ gesagt wird, wie wir zu Hause „Moin Moin“ sagen, verbrachte ich eine urbane Hauptstadt-Woche in fashy
Wellington. Bevor ich darüber schreibe kommt noch etwas aus vergangenen Tagen…
Am Samstag, 23.Mai, ja… lange her, haben wir einen schönen Tagesausflug auf die kleine Insel Tiritiri Matangi gemacht. Nach einem kleinen Schnell-Einkauf um 8.50am (auch auf dieser Insel gibt es keine Geschäfte, wo man Essen & Trinken kaufen kann) stiegen wir ein paar Minuten später auf eine kleine Fähre und fuhren um 9am auf die Insel. Für die, die es interessiert: Einfach mal bei „Google Maps“ eingeben und schauen, wo sie liegt. Während nahezu alle Passagiere eine geführte Tour über die Insel machten, hielten wir es wieder für besser das offene Vogelschutzgebiet auf eigene Faust zu erkunden. Nach 5 Stunden, in denen wir den „Coastal Track“, die längstmögliche Strecke über die Insel, wanderten, pausierten, Aussicht genossen, Vögel beobachteten und ihren ungewohnten Geräuschen lauschten, liefen wir am späten Nachmittag wieder in Aucklands Hafen ein.
Sonntag. Kein normaler Sonntag, denn es war Rugby angesagt! Die Vodafone Warriors aus Auckland spielten im Mount Smart Stadium gegen die Sydney Roosters. Zwischen den beiden Städten (oder etwas allgemeiner auch zwischen den Aussis und den Kiwis (nicht wir, kangaroo!!)) herrscht ungefähr so eine Freundschaft wie zwischen Werder-Fans und HSV-Anhängern. Mathematisch ausgedrückt.... „strebt gegen Null“. Das Gute an der ganzen Geschichte: Wir wurden von meiner Firma Mainzeal eingeladen. Karten fürs Rugby-Match, 3-Gänge-Menü in der Club-Lounge und ein paar Freibier, zu denen Brian uns noch einlud.
Drei Jahre her ist es als Mainzeal die komplette Tribüne dort gebaut hat. Neben der Bezahlung für den Job gab es auch noch 10 Dauerkarten für die Lounge.
Nach einem angenehmen und reichhaltigen Essen ging es nach draußen auf unsere Plätze von wo aus wir eine sehr gute Sicht hatten und bestens mitverfolgen konnten, wie die Warriors einen Touchdown nach dem anderen kassierten. Den Endstand habe ich schon wieder vergessen. Hängen geblieben ist nur, dass sie mächtig einen auf die Mütze bekommen haben. Macht aber nichts, denn wir wollten ja nur ein schönes Spiel mit vielen Punkten und tollen Aktionen sehen. Und das haben wir zweifelsohne.
So far. Wellington!
Zu Beginn ein wenig über die Hauptstadt der Kiwis. Am südlichsten Punkt der Nordinsel gelegen liegt sie somit sehr zentral in mitten des Landes, was einst auch der Grund für die Verlegung der Hauptstadt von Auckland nach Wellington war. Ist aber schon lange, lange her – Juli 1865. Man bildet sich ja auch über seinen (vorerst temporären) Wohnsitz.
Anyway, die südlichste Hauptstadt der Welt wird nicht zu Unrecht von dem Beinamen „windy city“ begleitet. Wieder etwas, was sich ganz wie zu Hause an der guten, alten Nordseeküste anfühlt.
Wer treibt sich nun hier so rum? Neben dem 10-Tage-Urlaub-Friesen sind da noch Russel Crowe (Schauspieler), Peter Jackson (Regisseur von „Der Herr der Ringe“) und einige der Schauspieler aus dem Film, das ganze Politikergesindel Neuseelands und, vor langem verstorben, die berühmteste Kiwi-Schriftstellerin Katharine Mansfield. Sicherlich alles Namen mit denen SGA-Student Wilko O. aus M. auf einer Höhe ist :-) Nicht auf einer Höhe ist er mit den Pinguinen, die man in der Stadt manchmal auf der Straße antreffen kann. Auch dies ist weltweit einmalig für eine Hauptstadt.
Leider habe ich sie jedoch in den Tagen nicht gesehen.
Logbook „Wellington“, Capital City of New Zealand, 13th June - 22nd June 2008:
Freitag, 13.6.:
Um 5.30 aufgestanden aß ich kurz darauf meine Henkersmahlzeit in Auckland, sagte Kiwipeter tschüss & wünschte ihm viel Spaß für die Woche auf den Fiji Islands. Mit dem Bus ging es in aller Frühe zum Britomart Transport Center im Zentrum Aucklands von wo aus mein Zug, der „Overlander“, seinen Weg quer durch das Herz der Nordinsel Richtung Hauptstadt antreten sollte.
Zug fahren in Neuseeland hat einen anderen Hintergrund als in Deutschland. Zwar ist auch hier bei jedem Passagier ein Ziel zu erkennen, jedoch wird nicht mit „Hamburg – Berlin in unter zweieinhalb Stunden“ geworben, sondern mit dem Firmennamen „Transscenic“. Schöne Aussichten, riesengroße Fenster in den Zügen, um die Landschaften genießen zu können – ganz so, als ob man das Zugfahren um des Zug fahrens Willen unternimmt. Zeit und Pünktlichkeit ist Nebensache. Man gibt sich zwar bemüht, doch jemandem, der schon diverse tausend Kilometer mit deutschen Zügen unter Mehdorn`scher Flagge gereist ist, kommt das alles ein wenig unprofessionell vor. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ tuckert die Bahn durchs Land, bremst an atemberaubend hohen Brücken über Flusstäler und anderen schönen Aussichtspunkten bis auf Schrittgeschwindigkeit ab, damit die Gäste während der laut Fahrplan zwölfstündigen Fahrt auch Photos machen können. Dazu gibt es vom sehr um Freundlichkeit und familiärer Atmosphäre bemühten Zugpersonal Erläuterungen zu den Orten und Gegenden, die man gerade passiert.
Neuseeland hat, aufgepasst, drei Zugstrecken. That´s it. Während in Deutschland ja sogar Varel Hauptbahnhof stündlich angefahren wird, gibt es auf der Langstrecke Auckland-Wellington, bzw. auch in umgekehrter Fahrtrichtung, einen einzigen Zug am Tag. An wenigen Tagen im Jahr wird gar nicht gefahren, weil wahrscheinlich der Lokführer nach der Silvesterparty nen hangover hat.
Um kurz vor 7am habe ich mich mit Jochen, einem Deutschen aus BaWü, getroffen, der zwei Tage zuvor vor mir in der Warteschlange stand, um sein Ticket abzuholen. Nachdem wir miteinander während des Wartens ins Gespräch kamen stellte sich schnell heraus, dass wir heute im gleichen Zug sitzen würden. Prima, denn 12 Stunden können ja man auch recht lang werden.
Ein weiterer Unterschied zum Bahnfahren in Schlaaand ist, dass man nicht einfach einsteigt, 2 Minuten bevor der Zug laut Fahrplan abfährt. Nein, hier pflegt man sich anzustellen. Zuerst in die Schlange, die darauf wartet das Reisegepäck in dem Gepäckwagon hinter der Lok aufgeben zu können (was schon mal seine Zeit dauert), anschließend in eine zweite Schlange, wo auf Passagierlisten kontrolliert wird, ob das Ticket (ein simpler Ausdruck auf heimischem Computer) gültig ist und man auf der Passagierliste verzeichnet ist.
Ich war es nicht.
Um erst einmal losfahren zu können wurde ich gebeten in ein bestimmtes Abteil zu gehen und dort auf das Zugpersonal zu warten. Mir würde dann mein Platz zugewiesen werden. „Platz zuweisen“?? Ja… so funktioniert das hier. Ich für meine Wenigkeit fühlte mich in meinen Menschenrechten arg beschnitten und spielte mit dem Gedanken umgehend die Deutsche Botschaft (in Wellington… :-) ) zu konsultieren. Man ist ja in der Fremde und unter allen Umständen gewillt sich den hiesigen Gewohnheiten anzupassen und so akzeptierte ich mein Platz-Schicksal. Nach zwei weiteren Platzwechseln im Zug fand ich mich an einem Viererplatz mit Tisch wieder, an dem ich auch glücklicherweise einige Stunden sitzen konnte. Mit lesen, essen, Landschaft beobachten (unter anderem fuhren wir durch den Euch schon aus unseren Erzählungen bekannten Tongariro National Park) und Musik hören vertrieb ich mir die Zeit und kam abends um 7.30pm im Lichtermeer Welly an.
Nachdem Jochen und ich unsere Rucksäcke in dem aufgetürmten Gepäckstapel am Bahnsteig ausfindig gemacht hatten, zogen wir los. Ohne Stadt- und jeglichen sonstigen Plan.
Einziger Anhaltspunkt: WorldWide Backpackers in einer Straße, die „Terracestreet“ oder ähnlich hieß. Nach ein wenig Durchfragen und einigen, wenigen Kilometern Fußmarsch landeten wir auch dort. Dumm nur, dass es ausgebucht war. Unser Glück jedoch war, dass nur eine Nebenstraße weiter das Rosemere Backpacker gelegen war. Man nahm uns auf und nach kurzem Gepäck-ins-Zimmer bringen, ging es auch gleich wieder nach unten in den Gemeinschaftsraum, wo viele, viele Leute, meist meines Alters, in den Freitag Abend hinein lebten, feierten und miteinander bei nicht ganz leiser Musik redeten.
Zwei amerikanische Mädels brachten mir – ohne jemals danach gefragt zu haben – die Lage ihrer Bundesstaaten bei und weinten sich sinngemäß aus, dass so viele nicht-Amerikaner ja nur New York zuordnen könnten, nicht aber wüssten, wo South Carolina läge. Tja, nicht mitm Wilko, der ja mal ein wenig Bildung aus der heimischen Bildungsanstalt mitgenommen hat. Und New Mexico… ich mein, da gehört ja nicht ganz so viel zu. Liegt jedenfalls nahe, dass es kein Nachbarstaat von Florida ist…
Wie dem auch sei, es war wieder einmal eine lustige und multikulturelle Runde und ein guter Start in die Welly-Woche.
Um eins ging ich hundemüde und geschafft von der langen Reise ins Bett. Dormroom, 6er-Zimmer. Das billigste, was das Hostel zu bieten hatte, jedoch durchaus mit bequemem Bett (und zu kurzer Bettdecke). Kein Problem, Schlafsack war ja eh dabei.
Samstag, 14.6.:
Nach einer angenehmen Dusche (Unterschied zu der Dusche bei Rosie in Auckland war etwa der, der Wasserdurchflussmenge von ´nem C-Strahlrohr zum B-Strahlrohr ohne Mundstück, wobei das Hostel die B-Strahlrohr-ohne-Mundstück-Dusche hatte), frühstückte ich im Aufenthaltsraum und unterhielt mich mit einigen anderen. Toast und 3 verschiedene Sorten Cornflakes stellte das Hostel bereit, wer anderes frühstücken wollte, musste für sich selbst sorgen.
Ich entschied mich für an die Sparvariante und hielt mich an das Hostel-Frühstück. Urlaub kostet ja ohnehin Geld.
Anschließend ging es mit gepacktem Rucksack in die Stadt, in der das Zentrum mit allen Geschäften in einem (ungefähren) Dreieck liegt, alles in Küstennähe und keine Seite des Dreiecks länger als 2km. Eine somit sehr kompakte Stadt, in der ich binnen der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal ein Busticket benötigte. Alle Wege waren in sehr guter Spazierdistanz.
So erkundete ich dann ein wenig die Stadt, gab mich durch die kleine Karte in der Hand auch als Tourist zu erkennen und genoss bestes Wetter.
Erste Anlaufstelle war das Informationcenter, wo ich mir eine Auswahl an Flyern und Broschüren über alles mögliche machbare in der Stadt mitnahm. Beim weiteren durch die Stadt Spazieren fand ich schließlich ein Schild vor der Tür eines Cafes, das mit Muffin + Kaffee zusammen für 5$ meine Aufmerksamkeit erhaschte.
Direkt an der „Waterfront“, Wellingtons Hafenmeile, an der man bei sonnigem Wetter, wie heute, jede Menge Menschen antrifft, gelegen, genoss ich den Ausblick über den Hafen und die an den Stegen liegenden Segelboote, deren silberne Masten das Licht der Sonne in alle Richtungen spiegelten.
Mit Hilfe der Flyer und Broschüren begann ich mir für die kommenden Tage ein kleines Programm aus abwechslungsreichen Unternehmungen zusammen zu stellen. Nicht lange dauerte es bis ich eine Nachricht von Alex, Rosies ältester Tochter, bekam. Sie fragte, ob ich gut angekommen sei und was ich denn heute vorhätte. Meine Überlegungen gingen zu einer Besteigung des höchsten Punktes über der Stadt, dem Mount Victoria und anschließendem Besuch der Botanischen Gärten. Kurz abgesprochen hatte sie Lust mitzukommen und wir trafen uns einige Zeit später auf dem windigen Aussichtspunkt auf dem Mt Victoria. Ich machte ein paar tolle Bilder von der Stadt und den Häfen, im Hintergrund Meer und Berge…
Herrlich! Ein anschließender Spaziergang durch die berühmten Botanischen Gärten der Stadt ließen mich einen weiteren, äußerst positiven Eindruck von der Hafenstadt bekommen. In dem im Garten gelegenen Cafe wurde ich noch von ihr zu einem heißen Moccaccino eingeladen bevor wir in ihre neue Wohnung fuhren und uns Abendessen vom Thai-Restaurant holten. Meine erste Wahl der Speisekarte kann wohl nur Tschirschy erahnen *g*: Chicken (+Veggies in Erdnusssouce) dazu Reis. „Take away“-Essen ist hier in Neuseeland sehr beliebt. Gut für mich schon einmal zu wissen, wo Alex` Wohnung war denn für kommenden Samstag war ich zum „flatwarming“ eingeladen. Einweihungsfeier der neuen Wohnung und das versprach eine wilde Feier mit wenig Schlaf zu werden. Schließlich ging mein Zug am darauf folgenden Sonntag um 7.30am in der Früh wieder zurück nach Aucks. Mehr zu der Party später.
Gegen kurz nach 7pm verabschiedete ich mich und lief einige Straßen weiter zu einem Pub, wo abends das Spiel der All Blacks gegen die Engländer gezeigt wurde.
Mein Ticket für das Spiel musste ich unglücklicherweise verkaufen… War ja nicht in Auckland. Aber nebenbei: Habe schon welche für den 2. August bestellt, wenn es gegen Australien erneut in Aucklands Mount Eden Stadium um die allseits beliebte Wurst geht. Die letzte Möglichkeit für mich doch noch ein Spiel der besten Rugbymannschaft der Welt zu sehen. Es wird ein heißes Match, soviel steht fest. Doch back to topic.
Ich sah mir inmitten von hunderten rugbyverrückten Kiwis und bei 3 Gläsern „Black-Beer“ den deutlichen 37 - 20 Sieg über England an und genoss die tolle Pub-Atmosphäre.
Nach einem längeren Fußmarsch ins Stadtzentrum und zum Backpacker zurück, lernte ich dort meinen irischen Zimmerkollegen Aden kennen. Er erzählte mir von dem zweiten Match des Tages: Irland gegen Australien. Fein – es ging gleich wieder in den nächsten Pub, um auch das Spiel noch anzusehen. Zwar fand ich ihn in dem Pub „4 Kings“, der nur 10 Minuten vom Hostel entfernt lag, nicht wieder, weil ich nicht wusste, dass es auch noch ein „unten“ gab, doch war der Abend auch so witzig und unterhaltsam.
Sonntag, 15.6.:
Zu spät aufgestanden bekam ich um 9.30am kein Frühstück mehr und verließ mit leerem Magen das Hostel, um die Stadt ein wenig weiter zu erkunden. In der belebten Einkaufsstraße „Cubastreet“ traf ich auf einen guten Gitarrenspieler, der sich dort von Passanten ein wenig Kleingeld erhoffte.
Begeistert von seinem Spiel blieb ich bestimmt 10 Minuten an der Seite stehen, lauschte der Musik und sprach mit ihm in der anschließenden Pause. Während er aufstand um weiter am Projekt Lungenkrebs zu arbeiten, nahm ich kurzerhand (nach Nachfrage natürlich) seine Gitarre und unterhielt sein Business für die nächsten Minuten. Beim Aufstehen füllte ich seine Kasse noch ein wenig – einen Pott Kaffee wollte er nicht.
Die Straße runter kam ich zu einem Irish Pub, der mit Frühstück für 5$ warb. Das is ja man nicht fiel und außerdem sah es darin gemütlich aus, so dass ich nicht zögerte und mir einen schönen Platz suchte.
Es gab einen gut gefüllten Teller mit Rührei, zwei kleinen Würstchen, Tomate, Brot und Kartoffelecken. Lecker, lecker!
Ich schreib noch eine Karte und einen Brief, bevor ich mich wieder in die Stadt begab.
Ein Tattoo-Studio in der Cubastreet verleitete mich dazu doch wenigstens kurz einmal einen Einblick in neuseeländische Kunst zu erhaschen. Kunst anderer Art sollte ich während meines Aufenthaltes auch noch ansehen. Später dazu mehr.
Am Nachmittag setzte ich mich auf einen „Latte“ in das „Coyote“, eine Bar, die dem Etablissement aus dem Film „Coyote Ugly“ ähnelte. Am vorigen Abend bin ich hieran auch vorbeigelaufen und es ließ sich nur erahnen, dass drinnen die Post abging.
Nun, in Ruhe und mit meinen Reiseführern und Block ausgestattet setzte ich mich an einen Tisch am Fenster und suchte noch ein paar neue und schöne Ziele für die kommenden Tage aus. Es gab viel zu sehen, soviel stand sehr schnell fest!
Montag, 16.6.:
Am Vormittag lief ich ein weiteres Mal zur I-Site, habe dort für überteuertes Geld Mails gecheckt und die „Ultimate Movie Tour“ gebucht. Für Donnerstag war herrliches Sonnenscheinwetter angesagt, so dass ich die Tour auch gern an diesem Tag machen wollte.
Es ging zum kulturellen Programm über: Die „Wellington City Gallerie“ versprach Kunstliebhabern eine schöne Zeit. Nicht, dass ich mich zu wahren Kunstliebhabern zählen könnte, doch war ich neugierig wie man es hier damit hält. Das Ergebnis von knapp eineinhalb Stunden war eher ernüchternd. Trotz Bemühungen zum Verständnis blieb mir das, was ausgedrückt werden sollte, wohl doch eher verschlossen.
Was ich jedoch sehr gut kann habe ich anschließend auf einer Bank auf dem Vorplatz gemacht: Mittagessen.
Anschließend war es nur ein kurzer Weg bis ich das „Museum of Wellington City & Sail“ erreichte. Dort im Erdgeschoss des alten, jedoch gut restaurieren Gebäudes am Hafen erwartete mich eine tolle Ausstellung über Wellys Stadtgeschichte. Von 1900 bis 2008 habe ich jede einzelne Jahrestafel durchgelesen. Ich glaube, ich habe nun einen recht guten, ersten Überblick, was damals und heute in der Stadt so los war. Traurig: Es wurde auf einer Tafel darauf hingewiesen wann das erste Wirtshaus mit Adipositasgarantie - McDonalds – eröffnet wurde.
Um 17Uhr schloss das Museum und ich habe bis zum Ende nicht alles sehen können, doch einen schönen und interessanten Tag dort verbracht, mit dem ich sehr zufrieden war. Über den Lambton Quay, Wellingtons Haupteinkaufsstraße, lief ich zurück zum Backpacker Hostel, wo ich mir abends eine leckere Reismischung mit Eiern und Gemüse a la Charlott machte.
Dienstag, 17.6.:
Um 9.15am in die Stadt gelaufen stand ich vor den verschlossenen Türen des „4 Kings“, meiner Lieblings-Sport-Bar dort. So schaute ich mich noch ein wenig am Courtney Place um, schlenderte durch einen Buchladen und ließ mir von einem Greenpeace-Mädel einige Umweltzusammenhänge und Strukturen ihrer Organisation auf Englisch erklären. Um dreividdel zeeeehne (Grüße an meine Ossis ;-) ) stand ich wieder vor den Toren meines Sporttempels und sah von außen, dass das Deutschlandspiel schon am Ende der ersten Halbzeit war. Noch 0-0, ich hatte nichts verpasst.
Nach einigen weiteren Minuten öffneten sich die Tore und ich saß als einziger dort um mir das Schlaaand-Spiel anzusehen.
1-0 Ballack, aber was für ein Tor! Ich sprang auf und jubelte als sei ich im Stadion! Die imaginäre Flagge wurde geschwenkt und ich klatschte mit den imaginären Zuschauern um mich herum ab. Sieg!
Nach dem Spiel besuchte ich die „Kura Gallery“, in der viele kunstvolle Maorischnitzereien sowie schöne Ketten, Ringe und Anhänger aus Greenstone (dem Stein der Maori) und Knochen zum Verkauf für wohlhabende Leute ausgestellt sind. Nicht ganz meine Preiskategorie… Da war ich froh, dass ich ganz am Anfang meiner Neuseelandzeit eine Kette auf einem Volleyballfeld fand. Nicht kostbar aber von ideellem Wert, was weitaus wichtiger ist.
Um 12am lief ich zum Paramount, Wellingtons erstem Kino wie ich erfuhr. Da ich noch ein wenig Zeit hatte bevor der Film begann, stöberte ich durch einen gemütlichen Buchladen nebenan, immer auf der Suche nach tollen Büchern über Maorikultur, -schnitzereien und Te Moko (den Maori-Tattoos).
Zurück im Kino bekam ich für 12$ meine Eintrittskarte für den Film „4“, der von Vivaldis Vier Jahreszeiten handelt.
Der Frühling wurde in Tokyo aufgenommen, wo u.a. herrliche Aufnahmen von Japanischen Kirschen in Parks gezeigt wurden.
Der Sommer wurde in Australien aufgenommen, gespielt von einer Geigenspielerin, die nicht ganz ohne reizvolles Erscheinungsbild daherkam.
Ein New Yorker Herbst wurde von der Kamera festgehalten, bevor es in den finnischen Winter ging.
Tolle Aufnahmen, musikalische sowie landschaftliche, bescherten mir eine schöne Abwechslung. Bisher war ich noch nie in einem neuseeländischen Kino gewesen.
Den Nachmittag verbrachte ich im Te Papa, den größten und wohl attraktivsten Museums Neuseelands, das über Land, Leute, Natur, Umwelt, Wetter, Geschichte, Kunst und sicher noch diverse Dinge mehr informierte. Dafür wollte ich mir natürlich ausreichend Zeit nehmen, um möglichst alles anzusehen. Zuvor noch zum Supermarkt und ein paar Äpfel, Nashi, Möhren und Bananen eingekauft. Nashi sind glaube ich eine Mischung aus Birnen und Äpfeln und neben Fijoes und Passionfruit DIE geschmackliche Entdeckung für mich hier in Neuseeland.
Den gesamten Nachmittag verbrachte ich, nachdem ich einige der Früchte am Hafen aß, im Te Papa bis man mich um 18 Uhr mit 2 anderen Besucherinnen quasi rausfegte.
Ich lernte eine ganze Menge über Erdbeben, worüber es einen eigenen Bereich gab.
Nicht zu tiefgründig gehend kann ich annehmen, dass jeder schon einmal etwas von der Plattentektonik gehört hat. Zwei verschiedene Platten mit einer Kantenlinie, die geradewegs unter Wellington durchführt, führt dazu, dass dort öfters mal die Erde wackelt. Sowieso ist Neuseeland ein Land, dass es von allen nur erdenklich möglichen Seiten abbekommt. Polarkälte aus dem Süden, Äquatorhitze aus dem Norden, die Erdbeben, von Zeit zu Zeit Vulkanausbrüche, schroffe Küsten im Westen, an denen die Wellen Nagen und Wind, Wind, Wind.
Mittwoch, 18.6.:
Ab 10am war ich wieder im Te Papa, das mich ja schon gestern begeisterte. Bis um 11am schaffte ich es gerade mal die zweite Etage zu Ende anzusehen.
Um 11am gab es für eine halbe Stunde im Marae, einem Versammlungshaus der Maori, von denen auch ein sehr schön verziertes im Museum aufgebaut war (ein anderes habt Ihr ja schon auf den Bildern aus Rotorua sehen können) eine Vorführung einer Gruppe von ungefähr 50 Jugendlichen, die Maori-Tänze vorführten und dazu sangen. Auch ein Haka war wieder mit dabei!
Das Thema in Ebene 3 hieß „Blood, Fire, Earth“ und handelte von der Zeit, in der erste Maori das Land entdeckten, sich dort niederließen und Stammeskämpfe nicht ungewöhnlich waren. Später kamen europäische Siedler ins Land, was Neuseeland nicht gerade friedlicher machte. Im Gegenteil. Eine interessante Entwicklung eines verhältnismäßig sehr jungen Landes.
Insgesamt hat dieses Wissensparadies 6 Etagen… Es lag also noch ein wenig vor mir.
Witzigerweise wurde ich von einem Mädel angesprochen, die mich fragte, ob ich nicht gestern auch schon im Museum war. War ich ja, da hatte sie ganz recht.
Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich raus, dass sie und ihre Freundin es waren, mit denen ich am Vortag aus dem Museum gekehrt wurde. Ich unterhielt mich noch eine Zeit lang mit den beiden aus Graz kommenden Grazien bis wir schließlich wieder vom Personal aufgefordert wurden das Museum zu verlassen.
Wir gingen schließlich zu dritt in einen Irish Pub, anschließend noch in zwei weitere Bars und genossen Wellingtons Nachtleben, das auch unter der Woche nicht schlief.
Donnerstag, 19.6.:
Von 10am bis 6pm hieß es quer durch und um Wellington herum fahren. Die „Ultimate Movie Tour“ stand auf meinem Tagesplan. In einem kleinen Bus machte ich diese geführte Tour zu den Plätzen und Orten, wo 25 Szenen von „The Lord of the Rings“ gedreht wurden, mit.
Ein freundlicher Tourguide erkläre der kleinen Gruppe (4 Personen inklusive mir) jede Menge über die Filmarbeiten, die Plätze, lustige und interessante Anekdoten.
Abschließend besuchten wir die „Weta Studios“ in Wellington, die die ganzen Spezialeffekte und Zusammenschnitte realisierten. In einem kleinen Raum, der ein bisschen wie ein Grusel-Kino eingerichtet war, wurde ein Kurzfilm von ca. 20 Minuten gezeigt, in dem wir einiges über die Arbeit der Studios zu sehen bekamen. Sehr interessant muss ich sagen, da ich über die technischen Möglichkeiten der Filmemacher noch nie etwas Näheres hörte.
Zurück im Zentrum der Stadt ging ich gegen 18Uhr wieder ins Te Papa und sah mir die vierte, fünfte und sechste Ebene an. Das Museum hatte heute seinen langen Tag und bis 9pm geöffnet.
Freitag, 20.6.:
Nach dem Frühstück im Hostel lief ich wieder einmal zum 4Kings in die Stadt um mir das Schlaaaaaaaand-Spiel gegen Portugal anzusehen. Es gab diese Woche viel Sport anzusehen, ja!
Als ich ankam waren bereits 20 Minuten gespielt. Noch null zu null, was sich aber (wie Ihr ja eh alle wisst) nach wenigen weiteren weiteren Minuten änderte.
Ich feierte und fieberte mit einem Ossi mit, der der einzige andere Zuschauer an diesem Morgen war.
Nach dem Sieg ging ich lauter guter Dinge zum National Tattoo Museum, das einzige seiner Art in Neuseeland und der südlichen Hemisphäre. Dort ließen mich die vielen Motive und Photographien an den Wänden staunen, ich ließ mich von vielen Eindrücken inspirieren und ging aufmerksam durch die Räume.
Was mir dort anschließend passierte war mal wieder ein Novum. Wie ich so durch die drei Räume ging, kam ich mit einem Norweger ins Gespräch, der gerade dabei war mit einer Filmkamera einige der Bilder an der Wand zu filmen. Er erzählte mir ein wenig über seine Arbeit (Themen-Produktionen aus dem chinesischen Ausland für das chinesische Fernsehen) und was er dort mache. Wir unterhielten uns über das Tätowieren und über den Stil der Maori-Tattoos.
Nachdem ich irgendwann weiter gegangen war, kam er noch einmal auf mich zu und fragte mich, ob ich ihm ein Interview geben könnte. Ungefähr 20Minuten lang. Etwas verwundert aber allemal begeistert darüber sagte ich zu. Verwundert deshalb, weil ich mit 7-Tage-Bart rum lief. Aber was Metzelder der Alte darf, darf ich schließlich auch. So plauderte ich eine ganze Zeit lang, antwortete ihm auf seine Fragen und grinste dabei charmant in die Kamera.
Er war sehr erfreut über den Gefallen, den ich ihm damit getan hatte und bedankte sich, bevor ich ging.
Abends traf ich mich mit einem deutschen Mädel, die im Te Papa arbeitet und mich dort ein paar Tage zuvor ansprach.
Lustig war in der Situation, dass wir erst einmal eine viertel Stunde auf Englisch miteinander sprachen, bevor wir feststellten, dass wir auch auf Deutsch weiter reden könnten.
Wir zogen durch Wellingtons Nachtleben, aßen noch bei einem leckeren und günstigen Malaysianer…Malaynesen… na eben in nem kleinen malaysischen Restaurant und verbrachten einen netten Abend unter vielen tausend anderen Nachtschwärmern.
Samstag, 21.6.:
Mein letzter Tag in der Hauptstadt. Nach dem Sachen packen, Frühstücken und Auschecken im Hostel verbrachte ich noch einmal eineinhalb Stunden im Te Papa, belas mich in einem Bereich über Maorisymboliken und lies mir einiges von einem Mitarbeiter und einer Mitarbeiterin dort im Museum erklären. Wer nicht fragt bleibt dumm, das haben wir ja schon früh eingebläut bekommen.
Weil es so lecker war, war ich abends noch ein zweites Mal mit dem Mädel vom Vortag im gleichen Restaurant bevor ich gegen 7pm zu Alexandra loslief.
Flatwarming war angesagt! Und das ganze als Mottoparty, sehr beliebt bei den Kiwis. Dasjenige für diesen Abend: „Underwater“. Mein Kostüm… Ne gelbe Badehaube (viel zu eng, da Kindergröße – böse Zungen könnten auch behaupten, ich habe einen Dickkopf…), Schwimmbrille, einen großen Gummirochen als Kettenanhänger, eine Plüschkrake am Gürtel und ein Duschvorhang mit Delfinmotiv als Umhang. Nicht zu vergessen: Die rosa Quietschente, immer in meiner Nähe. Sah prächtig aus…
Es liefen noch viele weitere „unmögliche“ Kostüme samt Menschen darin umher, so dass es schon allein dadurch jede Menge zu lachen gab.
Wir hatten einen richtig witzigen Abend mit sicherlich 40 Leuten auf viel zu kleinem Raum und feierten bis tief in die Nacht. Die Nachbarn drohten mal wieder mit Polizei, waren stinksauer und mittlerweile glaube ich, dass es zu jeder richtig wilden Party hier dazugehört. Bisher hatten wir noch keine, bei der es nicht so war…
An dem Abend gewannen die All Blacks auch noch das zweite Spiel gegen England haushoch, was einer regelrechten Demontage gleichkam und alle freuten sich.
Nachdem in den frühen Morgenstunden Ruhe einkehrte, legte ich mich auch noch für kurze Zeit auf die Couch bevor mich drei Wecker „liebevoll“ aus dem Schlaf rissen und mir klar machten, dass ich aufstehen müsse.
Mein Zug verließ Wellington um 7.25am, so dass ich keine Zeit zu verlieren hatte. Ich lief völlig übermüdet zurück in die Stadt, dort zum Backpacker, wo ich meinen Wanderrucksack abholte und von dort aus weiter Richtung Bahnhof. Ich merkte, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde und so nahm ich mir für 10$ ein Taxi. Passt – ich kam gegen 7.15am am Bahnhof an und hatte somit noch genug Zeit mich der Eincheckprozedur zu unterziehen.
Die Rückfahrt war anstrengend, da ich total übermüdet war und nicht richtig schlafen konnte.
Nach 13 Stunden erreichte ich schließlich das sich heimisch anfühlende Auckland und freute mich auf mein Bett. Außer drei hungrigen Katzen erwartete mich auch niemand, da Rose das Wochenende über selbst unterwegs war und Kiwipeter erst am kommenden Tag zurückkommen sollte.
That´s it about my trip to Welly.
Noch drei Kurzgeschichten aus dem Aucklander Alltag:
1. Wie lässt sich das Praktikantenleben hier leben? Ganz einfach: Ich fragte Brian, ob ich am letzten Donnerstag meine Arbeitszeiten verschieben könne. Erst um 9am anfangen und dann später Schluss machen. Fand er okay, doch wunderte er sich kurz darauf, was ich denn so früh morgens schon vorhatte… Ich sagte, dass es ein nationales Anliegen gäbe, das mir sehr Herzen läge. Das Spiel gegen die Türkei haben Kiwipeter und ich dann in aller Frühe ab 6.45 live in einem Pub mit über 100 anderen angesehen. Außer zu Zeiten, wo es weder Bild noch Ton vom Spiel gab, herrschte eine interessiert-angespannte Stimmung in der die Tore natürlich lautstark bejubelt wurden. Nach dem Sieg trank ich genüsslich die Flasche Beck´s Ice, die mir meine GOLDJUNGZ zusammen mit einem Deutschland-Fan-Set und vielen anderen Sachen in einem Päckchen zuschickten. Cheers! Es hat gut geschmeckt!
2. Brian am Freitag zu mir: „Dann bist Du Montag auch wieder später hier, oder?“ (Für uns ist das Finale Montag früh) Antwort erübrigt sich *grins*
3. Ich habe mit Peter und Cecelia, zwei Mainzealern, um jeweils 10$ gewettet. Mein Handschlag galt natürlich dem deutschen EM-Gewinn.
Wer den bis heute längsten Blogeintrag unserer Neuseelandzeit zu Ende gelesen hat, dem gratuliere ich. Tapfer durchgehalten! Die nächsten werden wieder kürzer, versprochen.
Cheers, Euer Kiwiwilko
PS: MS Word sagt 4667 Wörter auf knapp 8 Seiten, Times New Roman Schriftgröße 12. Autsch!